24.02.2021 Südwestpresse

Der Allmendinger Metallspezialist Burgmaier hat als bislang einziger weltweit ein neues Verfahren zum 3-D-Stahldruck im Angebot. Der Chef und der Entwickler erklären die Bedeutung.

Burgmaier kann Metall jetzt nicht nur drehen, fräsen oder anderweitig so bearbeiten, dass Späne abgetragen werden. Die Allmendinger Firma kann jetzt einen in der Autoindustrie sehr begehrten Stahl in einer Art „3-D-Druck“-Verfahren herstellen. Das war bislang mit diesem Material weltweit nicht möglich. Der Vorteil liegt darin, dass man damit Prototypen herstellen kann, die anschließend in Serie gehen sollen – diese Herstellung erfolgt dann wieder konventionell.

„Es ist ein Verfahren, das die gesamte Entwicklung von Metallbauteilen massiv beschleunigt“, sagt Geschäftsführer Karl-Hugo Schick. „Von einem Tag auf den anderen kann ein Produkt hergestellt werden“. Es ist keine langwierige Anschaffung oder Konstruktion von Werkzeugen nötig. Muster und Prototypen sind durch das „Druckverfahren“ schneller produziert. Die Folge: Tests sind viel früher möglich als im angestammten Verfahren, in dem etwas aus einem Metallblock abgetragen wird.

Metall auf diese Weise zu formen ist der neue Trend, der bei Burgmaier die bisherige Bearbeitung von Metall ergänzen soll: Nach wie vor dominiert die etablierte Bearbeitung des Materials deutlich. Doch jetzt wird Stahl auch aus Metallpulver zum gewünschten Stück aufgebaut. „Jetzt bringen wir diese beiden Welten zusammen“, sagt der Geschäftsführer. Das ist vor allem dann ein gewaltiger Vorteil, wenn die Formen etwas ausgefallener sein sollen.

Der Durchbruch gelang mit speziell angewandten Methoden der Wärmebehandlung des Stahls. „Wenn man ihn härtet, ist er sehr verschleißfest“, erklärt Entwicklungschef Ken Krauß. „Wir sind der einzige Hersteller weltweit, der im Moment dieses Material drucken kann“, sagt Geschäftsführer Schick.

Um ein Nischenbeispiel zu nennen: Besitzer von Oldtimern dürfen sich freuen. Wird ein Ersatzteil benötigt, das vom Hersteller natürlich seit Jahrzehnten nicht mehr im Angebot ist, lässt es sich relativ einfach „drucken“. Ein weiteres Beispiel gibt es im „3D-Druck“ von Beton – wenn ein Bauwerk also nicht mehr in klassischer Weise betoniert wird, sondern der Baustoff nach Computervorgaben über eine riesige, bewegliche „Betonspritze“ aufgetragen wird: Es ist wie der Aufsatz der Sahnespritze für eine Torte: Je nachdem, wie der Beton aufgetragen sein soll, entwickelt Burgmaier das Stück an der Spitze, die „Druckdüse“, die dem Beton seine Form gibt. Hierzu hat Burgmaier eine Kooperation mit der Firma Peri aus Weißenhorn. „Es hat uns schon gefreut, so eine bedeutende Firma als Partner zu gewinnen“, sagt Krauß.

Doch dieser „additive Bereich“, also das Verfahren, in dem Metallpulver wunschgemäß aufgeschichtet wird, macht aktuell nur einen sehr kleinen Teil bei Burgmaier aus, auch einen entsprechend kleinen Anteil am Umsatz. Derzeit arbeiten fünf Mitarbeiter in diesem Betriebszweig. Noch. „Dieser Bereich wächst sehr schnell“, sagt Schick. Weltweit jährlich um 30 Prozent.

Gut für Speziallösungen

Und auch wenn der Anteil bei Burgmaier bislang klein ist, so macht der Bereich laut Schick einen „ganz wichtigen Teil“ des Wandlungsprozesses der Firma aus. Laut Schick liegt ein großer Vorteil für Burgmaier in der Möglichkeit zum Komplettanbieter. Das bedeutet: Die Masse der Burgmaier-Produkte wird wie bisher an automatisierten Bearbeitungsmaschinen hergestellt. Aber wenn mal eine Speziallösung benötigt wird, und sei es für eine Kleinserie, dann kann Burgmaier auch damit dienen. „Das macht uns als Anbieter noch interessanter“, sagt Schick. „Das „Druck“-Verfahren ist auch für unsere Bestandskunden wichtig“, sagt Krauß. Etwa zur Entwicklung von Prototypen.

Auch ist dieses neue Verfahren mittlerweile im Ausbildungsplan integriert. „Das ist für unsere Auszubildenden hochinteressant“, sagt Schick.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Prognosen Insgesamt ist die Auftragslage laut Geschäftsführer Karl-Hugo Schick trotz des aktuellen Lockdowns gut. Vor einem Jahr waren die Aussichten trüber: Damals war Corona-bedingt die Hälfte aller Mitarbeiter in der Produktion in Kurzarbeit, nachdem ein Großteil der Autohersteller zeitweise Werke zugemacht hatte. Diese Situation ist bei Burgmaier seit Monaten Geschichte. Die aufgefrischte Nachfrage aus Asien, vor allem aus China, befeuert den Absatz von Bauteilen für die Autoindustrie, aber auch zur Herstellung von Bau- und Landmaschinen. „Wir stellen derzeit auch wieder Mitarbeiter ein“, sagt Schick – und blickt optimistisch in die Zukunft.