7. Februar 2023 – Schwäbsiche Zeitung:

Ein Großbrand katastrophalen Ausmaßes hat am Montagabend die Firma Burgmaier Technologies in Allmendingen regelrecht zerstört. Die Flammen und der Rauch des Brandes waren in den Abendstunden bis ins sechs Kilometer entfernte Ehingen zu sehen. Fünf Feuerwehrleute wurden dabei verletzt, der Schaden geht in die zig Millionen Euro.

„Ich werde dort nie wieder arbeiten können. Ich bin jetzt arbeitslos“, sagt ein Mann, der an diesem kalten Februarabend wenige Meter weg von der Firma Burgmaier steht. Er muss mit ansehen, wie rund 300 Einsatzkräfte gegen die Flammen kämpfen, immer wieder dreht der Wind, immer wieder schlägt es Flammen meterhoch aus der Produktionshalle des Präzisionsteile-Herstellers aus Allmendingen. Riesige Rauchwolken werden durch den immer wieder drehenden Wind in die Luft geschleudert. Und immer wieder gibt es Explosionen nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Fensterscheiben bersten, die Feuerwehrleute versuchen, mit gleich mehreren Drehleitern den Flammen Herr zu werden – doch ohne viel Erfolg. „Wir wurden gegen 21.30 Uhr alarmiert“, sagt Ehingens Stadtbrandmeister Oliver Burget, der als Vize-Kreisbrandmeister zusammen mit Kreisbrandmeister Ralf Ziegler den Einsatz in Allmendingen leitet. „B3 Großbrand“ ist das, was der Alarm der Feuerwehrleute anzeigt – und das bedeutet nichts Gutes.

Quasi im Sekundentakt rollen Feuerwehrautos aus dem ganzen Alb-Donau-Kreis über die verschneite Bundesstraße 492, die oberhalb der Firma Burgmaier verläuft. Beim benachbarten Schwenk-Zementwerk bringen sich die Einsatzfahrzeuge in Stellung. „Zuerst war die Feuerwehr aus Allmendingen am Einsatzort. Sie hat dann den Einsatz auf Großbrand erhöht, sofort wurden weitere Fahrzeuge und Feuerwehren nachalarmiert“, erklärt Burget gegen 1.30 Uhr in der Nacht.

Als die Ehinger Feuerwehr um kurz nach 21.30 Uhr eintrifft, sehen die Einsatzkräfte erstmals das Ausmaß des Brandes, die Flammen, die durchs Dach schlagen. „Wir haben versucht, die Brandausbreitung in der Produktionshalle zu vermeiden. Wir haben mit unserer Drehleiter sofort den Außenangriff gestartet, gleichzeitig sind Feuerwehrleute unter Atemschutz ins Gebäude“, sagt Burget. In einer sogenannten Riegelstellung wollten die Feuerwehrleute das Feuer in der Produktionshalle eindämmen – ohne Erfolg. „Wir mussten den Innenangriff schnell abbrechen, weil deutlich zu erkennen war, dass es zu einer Rauchgasdurchzündung kommen wird. Das ist lebensgefährlich“, so Burget. Will heißen: Bei einer Rauchgasdurchzündung brennt der Rauch mit seinen Rußpartikeln und wird zu einem Flammenmeer, das alles verschlingt und nicht mehr beherrschbar ist. Eine Todeszone.

Schon zu diesem Zeitpunkt, um kurz nach 22.30 Uhr, sind vier Feuerwehrleute verletzt. Zwei werden von einer geplatzten Leitung im inneren der Produktionshalle getroffen, zwei andere werden durch die schiere Wucht einer Explosion zurückgeschleudert und klagen seitdem über Rückenschmerzen. Einer wurde stationär in einem Krankenhaus aufgenommen, die anderen wurden ambulant behandelt. Von einem fünften verletzten Feuerwehrmann schrieb die Polizei am späten Dienstagnachmittag in einer Meldung, ohne nähere Angaben dazu zu machen. Laut den Einsatzkräften sind die Mitarbeiter der Nachtschicht beim Ausbruch des Feuers bereits aus dem Gebäude gegangen. „Die Beschäftigten waren draußen, als wir rein sind“, so Burget.

Die Hauptschwierigkeit des Einsatzes, so der Ehinger Feuerwehrmann, liegt in der Brandausbreitung des großen Geländes der Firma Burgmaier. „Das Feuer hat in der Mitte der Produktionshalle begonnen und sich dann in beide Richtungen ausgebreitet – und das unkontrolliert“, erklärt Burget. Erst rund drei Stunden nach dem Ausbruch des Feuers führt indes eine weitere Rauchgasdurchzündung dazu, dass auch das gläserne Verwaltungsgebäude des Automobilzulieferers mit seinen drei Standorten in Allmendingen, Laupheim und in der Slowakei und insgesamt rund 700 Mitarbeitern, in Flammen steht und die Scheiben bersten, als gäbe es kein Morgen mehr.

„Der Brand ist auch deswegen schwer zu kontrollieren, weil die Betriebsmittel der Maschinen, wie Öle und Fette, wie Brandbeschleuniger wirken. Und die wechselnden Winde, mal von Ehingen her kommend, mal aus Richtung Altheim her kommend, haben ihr Übriges getan“, betont Burget, der zudem mit seinen Einsatzkräften dafür sorgen muss, dass die umliegenden Häuser nicht in Flammen aufgehen. „Zuerst haben wir die angrenzenden Bewohner evakuiert. Es war extrem wichtig, dass wir es bis jetzt geschafft haben, dass das Feuer nicht auf die benachbarten Häuser, Bauernhöfe, Stallungen oder die Zimmerei Stoß übergeht“, so Burget, der ein weiteres Problem erklärt. Denn bei den Löscharbeiten entdeckt die Feuerwehr zehn mannhohe Sauerstoffflaschen. „Die stehen mitten im Feuer. Da herrscht akute Explosionsgefahr“, warnt Burget, der dann auch seine Feuerwehrleute dazu auffordert, den Löschangriff an dieser Stelle abzubrechen. „Wir müssen die Einsatzkräfte hier in entsprechender Entfernung in Sicherheit bringen“, so Burget.

Die ganze Situation des verheerenden Großbrandes in Allmendingen bezeichnet der erfahrene Feuerwehrmann als „einen der komplexesten Einsätze seines Lebens“. „Ein Brand eines Industriebetriebs in dieser Form hatten wir noch nie“, sagt Burget. Deswegen sind auch zig Einsatzkräfte in der Brandnacht bei der Firma Schwenk „auf Bereitschaft“, nicht nur, um eventuelle Folgebrände in der Nachbarschaft zu bekämpfen, sondern auch, um frische Einsatzkräfte an den Brandherd zu bringen. „Bei den Temperaturen sind unsere Leute schnell durchnässt und erschöpft“, sagt Burget, der die Wasserversorgung der Feuerwehr über die Springe, die Schmiech und das nahe gelegene Zementwerk in dieser kalten und furchtbaren Nacht sicherstellt.

Auch die Drohnenstaffel des Alb-Donau-Kreises ist im Einsatz, um mit Luftbildern und Wärmebildern die Einsatzkräfte zu versorgen. Das DRK ist mit seiner Katastrophenschutzeinheit vor Ort und sorgt laut Burget auch für die Verpflegung der Einsatzkräfte. Heiße Getränke, kalte Getränke und warme Suppen versorgen die Männer und Frauen in der Schwenk-Kantine. Hunderte Meter an Schläuchen schlängeln sich zudem um das Firmengelände. „Klar ist es auch an manchen Stellen spiegelglatt. Die Gemeinde Allmendingen hilft uns beim Streuen“, sagt Burget, der öfters an diesem Abend von einer „wahnsinnigen Herausforderung“ spricht. Deswegen wurde der Einsatz der Feuerwehr, die auch Unterstützung vom THW bekommen hat, in mehrere Abschnitte eingeteilt.

Die B492 musste während der Brandbekämpfung komplett in beide Richtungen gesperrt werden. Es wurde eine örtliche Umleitung eingerichtet. Über die Brandursache kann noch keine Aussage getroffen werden. Die Löscharbeiten dauern derweil noch lange bis in den Dienstag hinein.