Weil das Unternehmen Burgmaier in Allmendingen mit der Digitalisierung und Veränderungen in der Automobilindustrie Schritt halten möchte, hat es eine Strategie für die Zukunft entwickelt. Einige Veränderungen sind bereits umgesetzt. Derweil wächst das Unternehmen weiter: Die Burgmaier Gruppe ist in den vergangenen 20 Jahren im Durchschnitt um rund zehn Prozent pro Jahr gewachsen.
Im Geschäftsjahr 2017/18 lag der Umsatz der Burgmaier Gruppe bei 128,4 Millionen Euro – der bisherige Höchstwert. Für das Geschäftsjahr 2018/19 plant das Unternehmen mit einem Umsatz von 142,6 Millionen Euro. „Das Wachstum wird sich in Zukunft auf Dauer so fortsetzen“, sagt Clifford Howald, der als Geschäftsführer den kompletten kaufmännischen Bereich verantwortet. Die Veränderungen in der Automobilindustrie werden in Allmendingen als Chance aufgegriffen – die Fähigkeiten bei der hochpräzisen Herstellung von Metallteilen sollen auf weitere Einsatzgebiete ausgeweitet werden.
Ein Beispiel: „Wir haben erste Aufträge im Bereich Lenkungen für Elektroautos gewonnen“, sagt Karl-Hugo Schick, der geschäftsführende Gesellschafter, dessen Großeltern den Betrieb 1931 gegründet haben. Im Bereich der Lenkungen habe man generell einige neue Aufträge gewonnen, hier sei das Wachstum am stärksten, was auch damit zu tun habe, dass ZF Lenksysteme jetzt zu einhundert Prozent Burgmaiers größtem Kunden Bosch gehört. Außerdem habe man den ersten Auftrag im Consumer-Bereich gewonnen: „Nächstes Jahr werden wir für die Firma Dyson ein ganz neues Produkt aus dem Beauty-Care-Bereich fertigen“, verrät Schick.
Keine Rückgänge bei Dieselprodukten
Doch Burgmaier bleibt vor allem Zulieferer der Automobilindustrie. „Bei Dieselprodukten, die wir fertigen, sehen wir noch keine Rückgänge“, erklärt Schick. Besonders im Lkw-Bereich gebe es noch ein starkes Wachstum, weil China derzeit einen großen Bedarf habe. Neu ist, dass Burgmaier seit kurzer Zeit neben Einzelteilen auch Montage-Teile herstellt, also Teile, die zusammengesetzt werden, so etwa ein Rückschlag-Ventil für Daimler-Modelle.
Um mit der Digitalisierung Schritt zu halten, hat Burgmaier unter anderem in ein Business-Intelligence-System investiert, das alle Daten beziehungsweise IT-Systeme im Haus zusammenführt. In Zeiten der Digitalisierung sei es auch möglich, dass ein Mitarbeiter in der Slowakei bei einem Problem eine Datenbrille aufsetzt und dadurch ein Mitarbeiter in Allmendingen am Bildschirm zur Problemlösung beitragen kann, erläutert Schick.
Um fit für die Zukunft zu sein, hat Burgmaier mit einem externen Beratungsunternehmen und mit einem internen Team eine Strategie für das Jahr 2025 entwickelt. Demnach möchte Burgmaier das Montage-Geschäft ausweiten, sieht Chancen bei der Sensorik in Autos, weil hier vermehrt präzise Teile gebraucht würden, aber auch bei Freizeitfahrzeugen. So habe man im Bereich E-Bikes bereits erste Anfragen, sagt Schick.
3D-Drucker kommt
Außerdem steigt Burgmaier in die additive Fertigung ein: Im Herbst werde ein 3D-Drucker nach Allmendingen kommen, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter, noch in diesem Jahr würden damit Teile hergestellt. Auch den Aluminium-Druckguss werde man ausbauen – es seien nämlich verstärkt leichtere Teile für Fahrzeuge gefragt.
Weil das geplante Wachstum nur durch Erweiterungen möglich ist und in Allmendingen oder Laupheim dafür kein Spielraum vorhanden ist, wird ab dem Spätsommer in der Slowakei eine weitere Produktionshalle gebaut. In Allmendingen investiert Burgmaier zudem in ein Ausbildungs- und Qualifizierungszentrum mit mehr als 1000 Quadratmeter Fläche, darunter Unterrichtsräume – denn für die Zukunft müsse man auch die besten Köpfe gewinnen. Ebenfalls am Allmendinger Standort investiert das Unternehmen in neue Technik zur Temperierung bei der Produktion – auch die Energieeffizienz will Burgmaier steigern. Insgesamt investiert Burgmaier im laufenden Geschäftsjahr 15 Millionen Euro, sechs Millionen Euro davon in Allmendingen. Das Unternehmen möchte sich für die Zukunft so aufstellen, dass es flexibel auf neue Entwicklungen reagieren kann.
Burgmaier hat vier Standorte: Neben Allmendingen gibt es einen in Frankreich, einen in der Slowakei und seit 2004 auch in Laupheim. Insgesamt hat das Unternehmen 738 Mitarbeiter. Der Standort in Allmendingen ist das Stammwerk, hier arbeiten derzeit 338 Menschen. Auch alle 31 Auszubildenden in technischen und kaufmännischen Berufen sowie solche, die einen dualen Studiengang machen, sind in Allmendingen. Hier wie auch in Laupheim werden zudem spezielle Qualifizierungsprogramme etwa für Quereinsteiger ohne Fachkenntnisse angeboten, zur Bedienung von Maschinen. Der Umsatz allein in Allmendingen beträgt 47 Millionen Euro, 1995 waren es noch 14 Millionen Euro. 64 Prozent seines Umsatzes macht die Burgmaier Gruppe im Pkw-Bereich.